Heute präsentieren wir Ihnen ein Interview mit Jens Rabe, in dem es unter anderem darum geht, wie er es geschafft hat, den Sprung vom Versicherungskaufmann zum professionellen Optionsschreiber zu schaffen. Ein paar lehrreiche Trades wird er ebenfalls zeigen.
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Rabe: Das war Mitte der 1990er Jahre und entstand aus einem Mix von Interesse und „Langeweile“.
Rabe: Nun ja, ich war zu der Zeit gerade bei der Bundeswehr, um meinen Grundwehrdienst abzuleisten. An einem der Wochenenden in der Kaserne, an denen ich nichts zu tun hatte, las ich in einigen Börsenbüchern und war direkt infiziert. Es war die Zeit, als der Neue Markt entstand und eine Begeisterung für Aktien in Deutschland spürbar wurde. Noch während meiner Zeit beim Bund machte ich dann meinen ersten Trade.
Rabe: Ja, es war ein Optionsschein auf Deutsche Mark gegen US-Dollar und ich stieg aufgrund eines Tipps in einer Zeitschrift ein. Nach einigen Wochen lag meine Position 70 oder 80 Prozent im Gewinn und ich stieg aus.
Rabe: Sehr gut natürlich. Und wie jeder blutige Anfänger begann ich instinktiv mich „reich zu rechnen“: Wenn man 80 Prozent in wenigen Wochen verdienen kann, dann macht das aufs Jahr… und so weiter. Sie wissen, was ich meine.
Rabe: Ich habe Versicherungen verkauft und im Prinzip lief alles ganz gut in diesem Job. Ganz gut lief es allerdings auch mit meinem Trading. Denn es war die Zeit des Neuen Marktes und ich verdiente bis zum Jahr 2000 für meine damaligen Verhältnisse sehr viel Geld. In 2001 habe ich das aber alles wieder verloren, die klassische Story aus dieser Zeit sozusagen.
Rabe: Nun ja, leicht war es nicht, das hinzunehmen. Anfangs dachte ich natürlich, dass die Aktien Schuld an meinem Verlust wären, aber das stimmt natürlich nicht. Trotzdem suchte ich zuerst nach anderen Instrumenten. Irgendwann lernte ich dann jemanden kennen, der mir den Tipp gab, Rohstoffe zu handeln. Der entscheidende Punkt, der mich faszinierte, war, dass ein Rohstoff nicht auf null fallen kann, wie es bei Aktien möglich ist. Dem Rohstoff wird immer ein gewisser Wert gegenüberstehen.
Rabe: Im Jahr 2002 habe ich begonnen, Rohstoff-Futures auf End-of-Day-Basis zu handeln, und verdiente damit im Prinzip von Anfang an Geld. Im Zuge der stark steigenden Preise und Margins wurden mir dann einige Kontrakte in den Jahren 2004 und 2005 zu teuer, sodass ich mein Risiko-Management nicht mehr wie gewünscht umsetzen konnte. Daher wechselte ich zum Trading von Futures Spreads und wenig später zu Optionen. Bei Optionen bin ich dann bis heute geblieben.
Rabe: Nein, nicht ganz. An einigen wichtigen Schlüsselstellen haben mir andere Trader sehr geholfen, das richtige Verständnis zu entwickeln. Zum Beispiel hatte ich einen Kumpel, der Market Maker an der Eurex war. Er hat mir die ganzen Zusammenhänge einfach und verständlich erklärt, sodass ich regelrecht fasziniert war vom Terminhandel. Später war ich dann einmal zusammen mit meinem Freund und Trader-Kollegen Michael Voigt in Chicago auf dem Börsenparkett und lernte dort ein paar Händler kennen. Prompt fragte ich nach, ob man die Handelstechniken dort lernen könne – und so kam es, dass ich in den Jahren von 2006 bis 2008 wochenweise sehr häufig in Chicago war, um dort meine Ausbildung zu absolvieren.
Als Optionsverkäufer frage ich, wohin der Markt wahrscheinlich nicht gehen wird. Nachdem der DAX die Marke von 8900 Punkten nach unten durchbrochen hat, ist es unwahrscheinlich, dass der Markt in den kommenden Wochen über die Abbruchkante bei 9400 Punkten steigt. Entsprechend könnte man aus dem Geld notierende Call-Optionen mit Basispreisen in diesem Bereich schreiben. Fällt die Volatilität, lässt sich so bereits bei unverändertem DAX-Kurs ein Gewinn erzielen.
Rabe: Zum einen natürlich die ganzen Basics, zum anderen die Handelstechniken. Aber das war aus meiner Sicht nicht das Entscheidende. Vielmehr war es am wichtigsten, das ganze „Drumherum“ mitzubekommen – die Stimmung auf dem Parkett, das Verhalten der Kurse, warum es hoch oder runter geht und wann Institutionelle kaufen oder verkaufen. Man konnte regelrecht spüren, ob es ein Aufwärts- oder Abwärtstag war, ohne auf den Kurs zu schauen. All das eröffnete mir einen völlig neuen Blick auf die Märkte und wie alles funktioniert. Jeder Händler hatte andere Strategien, was ungemein spannend war. Während manche 300 Trades am Tag machten, gab es auch Händler, die nur einen Trade in der Woche absetzten. Und jeder von ihnen wusste genau, was er tat. Genau das wollte ich auch tun!
Rabe: Das war 2007. Ich hatte den Plan, mir für das Projekt Trading ein Jahr Zeit zu geben, um erfolgreich zu werden. Mein Motto war: „Entweder ich schaffe es oder eben nicht.“ Ich habe meinen Porsche verkauft und bin auf einen Kleinwagen umgestiegen. Auch habe ich mir von Anfang an ein Büro gemietet, um nicht zu Hause „am Küchentisch“ zu traden, sondern es wirklich ernsthaft und professionell anzugehen – mit klaren Strategien, wie ich es auch heute noch mache.
Rabe: Das Wichtigste ist, dass man gegenüber den anderen Marktteilnehmern irgendeine Art von Vorteil hat. Bei mir ist das ein statistischer Vorteil. Als Verkäufer von Optionen, auch Stillhalter genannt, ist es mein Vorteil, dass viele dieser Kontrakte letztlich wertlos verfallen. Wenn das passiert, kann ich die anfangs vereinnahmte Optionsprämie als Gewinn verbuchen. Was uns dabei zugutekommt, ist der Effekt, dass die Volatilität am Markt immer wieder zum Mittelwert zurückkehrt. Sie kann schnell steigen, wenn die Märkte einbrechen und Panik herrscht, aber meist kehrt sie dann doch schneller zum langfristigen Mittel zurück, als während des Einbruchs viele glaubten. Und da die Volatilität den Kurs einer Option maßgeblich mitbestimmt, lässt sich bei hoher Volatilität als Stillhalter eine entsprechend hohe Prämie einnehmen – die dann, wenn die Volatilität zurückgeht, wieder sinkt. Das Gleiche gilt für schnell steigende Kurse, denn an den Rohstoffmärkten kann es in beide Richtungen volatil werden, anders als bei Aktien.
Am 17.09.2014 (erste senkrechte blaue Markierung) wurde ein Call mit einem Strike von 1335 (rote waagerechte Markierung) bei einem damals aktuellen Goldpreis von rund 1235 USD/Unze verkauft. Der Preis von Gold fiel in den darauffolgenden Tagen weiter und konnte schon nach 13 Handelstagen – also weit vor seinem Verfallstag, dem 24.11.2014 (zweite senkrechte blaue Markierung) – zu einem minimalen Restwert zurückgekauft werden.
Rabe: Ja, aber bleiben wir dazu bei Aktien. Wenn die Märkte fallen, wie beispielsweise Mitte Oktober, dann frage ich mich nicht, wie weit es wohl nach unten geht. Ich frage umgekehrt, wohin der Markt wahrscheinlich nicht gehen wird. Tendenziell ist diese Frage leichter zu beantworten. Um beim Beispiel in Bild 1 zu bleiben: Nachdem der Markt die Unterstützung bei 8900 Punkten nach unten durchbrochen hat, ist es unwahrscheinlich, dass es demnächst neue Allzeithochs geben wird. Diese Marke ist allerdings zu weit entfernt, um Optionen zu schreiben, da die zu vereinnahmenden Prämien minimal sind. Es ist aber auch unwahrscheinlich, dass der Markt in den kommenden drei bis vier Wochen über 9400 Punkte steigt. Entsprechend könnte ich also Call-Optionen mit Basispreisen in diesem Bereich schreiben, die entsprechend zum Zeitpunkt der Analyse (10. Oktober 2014) deutlich aus dem Geld notierten. Wenn ich eine Call-Option schreibe, bekomme ich die Optionsprämie – und darf sie vollständig als Gewinn verbuchen, wenn der DAX am Laufzeitende nicht über 9400 Punkten notiert. Während der Laufzeit profitiere ich zudem, wenn die Volatilität fällt. Selbst bei unverändertem DAX-Kurs kann ich so einen Gewinn erzielen.
Am 20.08.2014 (erste senkrechte blaue Markierung) wurde ein Call mit einem Strike von 270 (rote waagerechte Markierung) bei einem damaligen Kaffeepreis von 185 erkauft. Die Restlaufzeit der Option betrug zu diesem Zeitpunkt noch gut elf Wochen. Bereits am 27.08.2014, also nur sechs Handelstage später, schien der Trend allerdings erneut nach oben zu drehen, sodass aus Gründen der Risikovorsorge der Trade mit einem kleinen Verlust glattgestellt wurde.
Rabe: Meiner Meinung nach machen es Stillhalter-Strategien einfacher, Gewinne laufen zu lassen. Jeder, der sich mit Risiken auskennt und Trading verstanden hat, weiß, wie man Verluste begrenzt – aber Gewinne wirklich laufen zu lassen ist eine hohe Kunst. Beim Optionsverkauf ist der Gewinn pro Trade von Beginn an begrenzt, sodass ich mich vollständig auf die Kontrolle der Verluste konzentrieren kann. Nicht zuletzt ist die Trefferquote bei Stillhalter Geschäften viel höher als bei anderen Trades, was den Ansatz auch psychologisch einfacher macht.
Rabe: Ich handle alles, worauf es liquide Optionen gibt. Im Prinzip also Optionen auf Aktienindizes, liquide Einzelaktien und alle großen Futures sowie auf ETFs. Nahezu alle meine Trades platziere ich an den US-Märkten.
Die Preise stiegen nach Ende des Trades (siehe vorheriges Bild) noch ein paar Tage an, um dann stark zurückzufallen und im Oktober noch einmal neue Hochs auszubilden. Auch wenn die Option am Verfallstag mit großer Wahrscheinlichkeit wertlos verfallen wird, war es gut, den Trade vorzeitig zu beenden, da dies später zu einem deutlich höheren Verlust notwendig geworden wäre.
Rabe: Ich habe vier bis fünf Strategien, die ich je nach Marktumfeld einsetze. Das Wichtigste ist, wirklich immer nur jede Strategie dann einzusetzen, wenn gerade die richtige Zeit dazu ist. Zum Beispiel sollte man Covered Calls nur in Bullenmärkten handeln und Short Puts am Anfang eines Bullenmarktes oder während der Extremphase eines Crashs. Weitere Strategien sind Strangles, Calendar Spreads und Earnings Trading. Ich denke, dass zu viele Trader den Fehler begehen, sich nur auf eine Strategie oder einen Basiswert festzulegen. Damit ist man die meiste Zeit entweder handlungsunfähig oder man tradet ständig ohne echten Vorteil am Markt. Beides ist langfristig selten erfolgreich.
Rabe: Ja, das ist eine gute Ergänzung für mich. Mit Weeklys ist man näher am Markt, da die Laufzeit ja deutlich kürzer ist, kann aktiver managen und profitiert stärker vom Zeitwertverfall. Damit sind Weekly Options in jedem Fall ein interessantes Instrument für Optionshändler.
Rabe: Das Hauptproblem als Stillhalter von Optionen ist, dass das potenzielle Verlustrisiko nahezu unbegrenzt ist. Daher steige ich, pauschal gesagt, in der Regel aus, wenn mein Verlust in einer Position 100 Prozent beträgt, sich also die Prämie der Option verdoppelt hat. Bei Weeklys beziehe ich mitunter auch die Charttechnik mit ein, aber bei länger laufenden Optionen sind diese Level aufgrund der weiteren Einflussgrößen wie Volatilität und Laufzeit zu ungenau, sodass ich eher feste Werte wie die genannten 100 Prozent als Stopp-Loss nutze.
Rabe: Mein Gesamtrisiko über alle Positionen am Markt kenne ich zu jedem Zeitpunkt, das gibt mir die Optionshandels-Software aus. Das Exposure tracke ich für das gesamte Portfolio, das aus zehn bis 50 Positionen bestehen kann, über die klassischen Kennzahlen, die „Griechen“.
Rabe: Ganz klar die Zeit direkt nach einem Crash. Dann sind die Optionsprämien am höchsten und beginnen über längere Zeit zu fallen. Anfang des Jahres 2009 hatten wir diese Situation und es wurde mein bestes Handelsjahr bisher. Aber auch das Crash-Jahr 2008 selbst war ein sehr gutes Jahr, da es auch hier hohe Volatilitäten am Markt gab und somit ein perfektes Umfeld für Optionsverkäufer.
Rabe: Eigentlich ist es kein echter Nachteil, aber man kann sagen, dass es kaum möglich ist, mit dieser Strategie schnell viel Geld zu verdienen. Als Optionsverkäufer ist der maximale Gewinn schließlich immer auf die Prämie begrenzt. Und man erinnert sich deswegen nie an seine Gewinn-Trades, immer nur an die Verluste, die mitunter ungleich höher sein können.
Rabe: Ja, natürlich. Ein krasses Beispiel war ein Weizen-Short-Call, wenn ich mich recht erinnere im Jahr 2007. Der Markt stieg, ich handelte also antizyklisch, was natürlich dumm war. Nachdem meine Position eröffnet war, lief der Kurs immer weiter nach oben und ich ging mit einem großen Buchverlust ins Wochenende. Samstag und Sonntag war ich total nervös und checkte die ganze Zeit das Wetter und die Niederschlagsaussichten, da die Preise damals wegen anhaltender Dürre gestiegen waren. Leider hatte es bis Montag nicht geregnet und ich stellte mit einem ganz dicken Verlust glatt. Am Dienstag fielen die Kurse dann…
Rabe: In der Regel geht mein Arbeitstag von 07:30 bis 18:00 Uhr, allerdings meist mit Unterbrechungen. Als Erstes gehe ich meine Checklisten durch, überprüfe meine Positionen und die Veränderungen vom Vorabend, notiere gegebenenfalls notwendige Anpassungen und überlege neue Trades oder Trade-Ideen, die gerade Sinn machen könnten. Danach gehe ich entweder zum Sport oder lese Bücher oder Artikel. Wenn nachmittags die US-Börsen eröffnen, gebe ich meine Orders sein. Im Prinzip passiert aber jeden Tag auf die eine oder andere Art etwas Neues, sodass es nie langweilig wird.
Am 24.09.2014 (erste senkrechte blaue Markierung) wurden nach einem starken Abwärtstrend an einem Korrekturtag Call-Optionen mit Strike 0,925 (rote waagerechte Markierung) bei einem damals aktuellen Kurs des AUD von 0,8835 verkauft. Durch den starken Preiseinbruch war die Volatilität stark angestiegen, sodass im Falle einer Trendabschwächung oder eines Trendendes mit einer zurückgehenden Volatilität zu rechnen war. Die Preise fielen anfänglich noch ein paar Tage, gingen aber dann in einen Seitwärtstrend über. Aufgrund der zurückgehenden Volatilität und des Zeitwertverlustes konnten die Optionen bereits nach 23 Handelstagen mit dem anvisierten Gewinn von 80 Prozent der Optionsprämie zurückgekauft werden. Und dies, obwohl sich die ursprüngliche Idee von weiter fallenden Kursen nicht eingestellt hatte.
Rabe: Sehr gern sogar. Als Trader bekommt man mit, was an den Märkten und auf der Welt gerade los ist und welche Ereignisse welchen Einfluss haben. Man bekommt einen einzigartigen Blick auf die Wirtschaft und die Gesellschaft und sieht die großen Zusammenhänge. Das Trading selbst macht natürlich auch Spaß, ist aber für mich dennoch nur Mittel zum Zweck – es muss dazu da sein, Geld zu verdienen, und nicht aus Spaß an der Freude. Parallel habe ich in den letzten Jahren eine Firma aufgebaut, die andere Unternehmen in Fragen der Absicherung berät und auch interessierte Kunden zu Berufshändlern ausbildet. Über diesen Weg lernt man außerdem interessante Menschen kennen und weckt neue Begeisterung für das Thema. Und ich habe den Eindruck, dadurch auch selbst besser zu werden und vor allem reflektierter. Ansonsten dreht sich bei mir aber nicht immer alles um Arbeit und Börse, denn ich möchte auch Zeit mit meiner Frau und unseren drei Kindern verbringen. Trading ist einer der besten Jobs der Welt, wenn man sich nicht selbst zum Sklaven der Märkte macht.
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