Ein Gespräch mit Heiko Behrendt

Kurzinterview mit H. Behrendt - Emotionen im Trading

Trading besteht nicht nur aus Zahlen und Statistik. Hinter den Rechnern sitzen Menschen mit Emotionen, die bestimmte Strategien entwickelt haben, um das Börsengeschehen zu verarbeiten und ihre eigenen Entscheidungen zu reflektieren. Wir haben mit Heiko Behrendt darüber gesprochen, wie er es geschafft hat, mit den Emotionen im Trading umzugehen.

TRADERS´: Wie lange sind Sie schon an der Börse aktiv?

Behrendt: Seit meiner ersten Aktivität an der Börse sind schon 16 Jahre vergangen. Bis zum Jahr 2001 war Börse nur ein Hobby für mich. Ende 2001 habe ich den Entschluss gefasst, mein Hobby zum Beruf zu machen. Bis heute bin ich dem aktiven Trading treu geblieben. 

TRADERS´: Bitte beschreiben Sie kurz, welchen Handelsstil Sie haben.

Behrendt: Ich habe viele Trading-Stile und Vorgehensweisen ausprobiert und dabei für mich das sehr kurzfristige Trading, auch Scalping oder Highspeed Trading genannt, entdeckt. Bei dieser Art des Tradings werden die Positionen nur Sekunden bis wenige Minuten gehalten. Im Monat September lag die durchschnittliche Haltedauer meiner Trades bei vier Minuten. Bei diesem Stil kommen am Tag zwischen 30 und 60 Trades zusammen, wofür andere Trader ein Jahr benötigen.

TRADERS´: Welche Emotionen kommen bei Ihnen auf, wenn ein Trade gegen Sie läuft?

Behrendt: Anfangs war das kurzfristig Trading eine große Herausforderung für mich. Zuvor hatte ich die Trades mehrere Stunden bis Tage gehalten und es blieb mir mehr Zeit, um mich mit einem Verlust emotional auseinanderzusetzen. Im kurzfristigen Trading passiert es, dass man drei, vier und mehr Verlust-Trades innerhalb kürzester Zeit einstecken muss. Man bekommt gewissermaßen die Emotionen in überhöhter Dosis kurz und heftig verabreicht. Nach so einer Serie fühlte ich mich niedergeschlagen und als Verlierer. Heute empfinde ich eher Ärger, wenn alles anders kommt als erwartet. Doch dieser ist meist schnell verflogen, denn ich habe akzeptiert, dass sich Verlust-Trades nicht vermeiden lassen. Sie sind Teil des Geschäfts. Ich ziehe gerne den Vergleich zum Stürmer: Auch bei ihm führt nicht jeder Torschuss zum Erfolg. 

TRADERS´: Und wenn ein Trade gut läuft, wie fühlen Sie sich dann? 

Behrendt: Emotional natürlich sehr gut. Wenn Erfahrung und planvolles Handeln zum Erfolg führen, ist das ein sehr gutes Gefühl. Ich freue mich einfach. Früher führten die Glücksgefühle auch schon mal dazu, dass ich dachte: „Ich bin es und hab‘s voll drauf“. Man wird überheblich, erhöht unbewusst sein Risiko oder verletzt seine Regeln. Doch schneller, als man schauen kann, wird man von der Börse auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wenn ich mich heute zu gut fühle, dann lege ich eine Pause ein oder beende den Trading-Tag, um mich emotional wieder in die neutrale Zone zu bringen. 

TRADERS´: Wie haben Sie es geschafft, mit Ihren Emotionen im Trading umzugehen? 

Behrendt: Zuerst einmal muss man sich damit abfinden, dass Emotionen zum diskretionären Trading dazu gehören. Wir können diese nicht ausschalten und sollten das auch nicht, denn sie sind durchaus hilfreich und fördern das Trading, wenn sie in gewissen Grenzen bleiben. Für ein erfolgreiches Trading musste ich lernen, konstruktiv mit ihnen umzugehen. Vor vielen Jahren las ich in einem Artikel, dass Emotionen wie ein Pendel auf beide Seiten ausschlagen. Wenn man sich über Gewinn-Trades nicht mehr so extrem freut und einen Freudentanz macht, dann wird man bei Verlusten die Tastatur des Rechners heil lassen können. Ziel muss sein, dass das Pendel in einem normalen Bereich schwingt. Nach dieser Erkenntnis fing ich an, meine Emotionen zu zügeln, sprich: Ich freute mich (bewusst) über Gewinn-Trades nicht mehr so stark. Das führte dazu, dass ich mich auch über Verluste nicht mehr so stark ärgerte. Wenn mir heute jemand beim Trading zusehen würde, könnte er mit großer Sicherheit nicht sagen, ob ich einen hohen Gewinn- oder Verlusttag hatte. 

TRADERS´: Wann und wie haben Sie festgestellt, dass die emotionale Seite des Tradings so entscheidend ist?

Behrendt: Ich denke vor allem an meinen persönlichen „Schwarzen Freitag“! Der DAX fiel an dem Tag verhältnismäßig viel nach unten und hatte bereits das Dreifache der bis dato normalen Handelsspanne ausgereizt. Ich setzte nach -300 Punkten auf steigende Kurse, doch innerhalb kürzester Zeit verlor der DAX weiter Punkte. Anstatt den Trade mit einem Verlust nach Plan zu beenden, reagierte ich nur noch emotional und konnte nicht glauben, was passierte. Am Ende des Tages verlor der DAX um die 430 Punkte und ich hatte einen fünfstelligen Verlust zu verzeichnen. Damit waren sehr viele Monate erfolgreichen Tradings zunichte gemacht. Bei jedem Trade sind die Emotionen Angst (vor Verlust) und Gier (nach Gewinn) dabei. Wichtig ist: Diese Emotionen dürfen nicht die Kontrolle übernehmen. Um das zu unterbinden, sollte man unbedingt vor dem Trade einen Trading-Plan aufstellen. Sobald man im Trade ist, ist man emotional gefangen und nicht mehr objektiv. Je öfter man es schafft, seinen Plan gut umzusetzen, desto mehr wachsen innere Stärke und das Selbstvertrauen in das eigene Tun. 

TRADERS´: Was ist Ihr Tipp für Einsteiger zum Thema Trading und Emotionen? 

Behrendt: Emotionen hängen immer mit einem Ereignis oder einer Situation zusammen. Reagiert der Trader bei Verlusten stark emotional, sollte er die Positionsgröße verkleinern. Hat er zu viele Gewinn-Trades und ist gerade emotional auf einem Höhenflug, dann ist es wichtig, dies zu realisieren und sich wieder in die neutrale Zone zu bringen. Ein gut durchdachter und detaillierter Trading-Plan führt auch dazu, dass die Emotionen nicht die Oberhand gewinnen und man so zum Spielball der Gefühle wird. 

Freestoxx bedankt sich bei Traders' Magazine für die Kooperation. 

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