Ein Gespräch mit Michael Voigt

Kurzinterview mit M. Voigt - Emotionen im Trading

Trading besteht nicht nur aus Zahlen und Statistik. Hinter den Rechnern sitzen Menschen mit Emotionen, die bestimmte Strategien entwickelt haben, um das Börsengeschehen zu verarbeiten und ihre eigenen Entscheidungen zu reflektieren. Wir haben mit Michael Voigt darüber gesprochen, wie er es geschafft hat, mit den Emotionen im Trading umzugehen.

TRADERS´: Wie lange sind Sie schon an der Börse aktiv? 

Voigt: Mein erster Trade war vor 20 Jahren. 

TRADERS´: Bitte beschreiben Sie kurz, welchen Handelsstil Sie haben. 

Voigt: Ich verfolge einen markttechnischen, diversifikativen Ansatz auf mittleren und großen Trendgrößen. 

TRADERS´: Welche Emotionen kommen bei Ihnen auf, wenn ein Trade gegen Sie läuft?

Voigt: Mit den Jahren macht sich beim Erleben eines Minus-Trades weder Panik noch der Gedanke „ich muss umgehend mein Regelwerk wechseln“ breit. Diese Ruhe hat zweierlei Ursprung. Zum einen: Im Gegensatz zu einst stellt – aufgrund des freiwillig unterworfenen Geldmanagements – ein Minus-Trade keine „lebensbedrohliche“ Situation mehr dar. Zum anderen fokussiere ich mich eher auf die verstandesmäßige Analyse der wahren Ursachen eines fachlich sauberen Minus-Trades. 

TRADERS´: Und wenn ein Trade gut läuft, wie fühlen Sie sich dann? 

Voigt: Wenn der Trade fachlich sauber war, fühlt es sich gewiss gut an. Natürlich. Wenn der positive Trade hingegen fachlich unsauber eingegangen und durchgeführt wurde, dann fühlt sich so ein Trade – trotz positiven Vorzeichens – schlechter an als ein fachlich sauberer Minus-Trade. Ein fortgeschrittener Trader wird wissen, was ich meine.

TRADERS´: Wie haben Sie es geschafft, mit Ihren Emotionen im Trading umzugehen? 

Voigt: Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, denn schlussendlich gilt es, sich auf die Ursachenforschung für die eigene Unruhe und etwaiges emotionales Trading zu begeben. Und diese Reise ist sehr individuell. Als ich beispielsweise mit dem Handel begann, merkte ich, wie unruhig und zerfahren mein Kopf mit den bis dahin angeeigneten Signalen und Interpretationsmöglichkeiten umging. Für mich, der unzählige Signale (Technische Analyse, Markttechnik und Indikatoren aller Art und Formeln) einst frisch erlernt hatte, aber dennoch nur einmal den Button „Kauf“ oder „Verkauf“ drücken konnte und musste, war das Wirrwarr im Kopf eine ganz heilsame Erfahrung – aber gewissermaßen auch ein Schock. Die Emotionen zappelten von Long nach Short und machten dann auf der Stelle kehrt. Und bevor ich so richtig merkte, was geschah, verging schon wieder ein Verlust-Trade, verging schon wieder Zeit. Das hieß: Die Emotionen bewegten sich nahezu aus eigenem Antrieb ständig hin und her, und da zu Beginn die eigene Achtsamkeit noch schwach ausgeprägt war, bemerkte ich häufig kaum, dass ich nur emotional agierte. Interessanterweise erkannte ich einst auch nicht, dass ich selbst es war, der diesen Aufruhr förderte. Dafür hatte ich die verschiedensten Mittel und Wege entwickelt. Unter anderen brauchte ich fast ständig „Unterhaltung“ – und damit ist weniger das Gespräch gemeint, sondern vielmehr die Form der Ablenkung. Es ist nämlich langweilig und auch anstrengend, einfach nur da zu sitzen, auf die Charts zu starren und geduldig auf ein – wie auch immer definiertes – fachlich sauberes Signal zu warten. Hier wird es zur Gefahr, dass die Handelssysteme (heutzutage noch viel mehr als früher) es hergeben, ständig Einstellungen zu ändern. Dies bringt „Unterhaltung“ mit sich. Durch das – beispielsweise – ständige Verstellen der Zeiteinheiten am System befanden sich Emotionen in einem ständigen Kommen und Gehen. Ideen und Interpretationen und Gefühle steigen auf, bleiben je nach Zeiteinheit lebendig und vergehen dann wieder. Kurzum: Mein Handel änderte sich dann schlagartig, als ich verinnerlichte, dass es zwischen einem „Ich interpretiere die Märkte“ und einem „Ich suche in den Märkten“ einen elementaren Unterschied gab. Oder mit anderen Worten: Ich erkannte den Unterschied zwischen Handels- und Arbeitsstil. 

TRADERS´: Wann und wie haben Sie festgestellt, dass die emotionale Seite des Tradings so entscheidend ist? 

Voigt: Wie oft habe ich einfach nur Zeiteinheiten „durchgesurft“, unzählige Regelwerke über ein- und denselben Chart gelegt – in der Hoffnung, irgendwas zu finden? Dies erfolgte aber – Achtung – nicht aus fachlichen Research-Gründen, sondern aus purer Ungeduld, da ich hier und jetzt einen Trade machen wollte. Wer kennt das nicht als Trading-Anfänger: „3-Minuten-Chart geht nicht, 5-Minuten-Chart geht nicht, 10-Minuten-Chart auch nicht, ah … aber der 24-Minuten-Chart … das sieht gut aus!“ Trade. Ein paar Minuten später: „Hm, auf dem 5-Minuten-Chart ist ein Gegensignal ... und nun?“ Positionsdrehung. Und so weiter und so weiter. Irgendwann verinnerlichte ich dann, dass die innere Ruhe neben diesem Zeitebenen-Hopping und der Langeweile auch durch ein falsches Geldmanagement massiv beeinträchtigt wird. 

TRADERS´: Was ist Ihr Tipp für Einsteiger zum Thema Trading und Emotionen? 

Voigt: Der Händler muss sich auf die Suche begeben. Welche Suche? Die Suche nach jener persönlichen Schnittstelle, an der sein subjektives Erleben dem objektiven Bewerten weicht und damit Absicht und Verhalten nicht mehr deckungsgleich sind. Eine spannende Suche, mit höchst interessanten – und individuell verschiedenen – Antworten! 

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