Das Muster Harami und die spezielle Variante davon, das Harami Cross, sollen eine Umkehr in einem bestehenden Trend andeuten. Sobald man diese identifizieren kann, kehren in einem Abwärtstrend die Käufer bzw. im Aufwärtstrend die Verkäufer zurück in den Markt. Es handelt sich dabei um eine Folge, welche aus zwei Kerzen besteht und dementsprechend zwei Handelsperioden umfasst.
Das Harami kann sowohl in kurzen Intervallen (z.B. Stunden-Chart), als auch in längerfristig angelegten Chartbildern (z.B. Wochen-Chart) entdeckt werden. Man unterscheidet bei der Bezeichnung zusätzlich zwischen dem Bullish Harami (steht für Käuferkraft) und dem Bearish Harami (symbolisiert Verkäuferkraft).
Bei dem Harami wird als erstes eine relativ lange Kerze in Trendrichtung ausgebildet. Diese schließt zudem stark, also nicht mit einer großen Lunte bzw. einem Docht. In der zweiten Handelsperiode entsteht die entscheidende Kerze.
Das zweite Intervall beginnt mit einer kleinen Gap (Kurslücke) gegen den Trend, sodass die Eröffnung innerhalb des Körpers der ersten Kerze liegt. Dieser Körper, welcher den Kursraum zwischen dem Eröffnungskurs und dem Schlusskurs umfasst, dient zudem als gesamte Handelsspanne der zweiten Kerze, welche entgegen der aktiven Trendrichtung schließt. Das bedeutet, dass die Volatilität (im Verhältnis zur vorherigen Handelsperiode) deutlich geringer ist und die – eher kleine – Kerze vom vorherigen Körper eingeschlossen wird.
Im DAX wurde im Tages-Chart nach einer stark bärischen Kerze ein Bullish Harami ausgebildet. Der zweite Tag des Musters begann mit der Aufwärts-Gap und schloss positiv. Insgesamt konnte im weiteren Verlauf eine Aufwärtskorrektur innerhalb des Abwärtstrends eingeleitet werden.
Bild 1: Im DAX entstand ein Bullish Harami, welches eine Korrektur einleitete (DAX, Daily, Juli 2018 bis Sep. 2018).
Das Harami Cross unterscheidet sich nur geringfügig vom bereits vorgestellten Bullish bzw. Bearish Harami. Bei dieser Variante ist die zweite Kerze weder positiv, noch negativ, sondern nimmt die Form eines kleinen Dojis an.
Ein Doji steht allgemein für Unsicherheit im Markt. Es kommt zu einer Lunte und einem Docht, allerdings entspricht der Eröffnungskurs dem Schlusskurs (mit einer kleinen Toleranz). Ein Kerzenkörper tritt somit nicht auf.
In diesem Fall handelt es sich um ein „Cross“ (= Kreuz). Dies ist ein Doji mit einer sehr kleinen Handelsspanne, also mit einer kleinen Lunte und einem kleinen Docht.
Auch das Harami Cross unterscheidet man natürlich nach der bullischen und bärischen Variante. Erstere kommt in einem Abwärtstrend vor und beginnt mit einer negativen Kerze, worauf eine Aufwärts-Gap und das „Cross“ folgt. Das Bearish Harami Cross startet mit einer bullischen Kerze, an die sich eine Abwärts-Gap mit dem „Cross“ anschließt.
Im Chart der TUI AG kann ein lehrbuchmäßiges Bullish Harami Cross entdeckt werden. Zudem bildete sich dies an einer Unterstützungszone (des letzten Tiefs) aus. Die bullische Bedeutung leitete eine Aufwärtskorrektur ein, welche über die nächsten Wochen anhielt.
Bild 2: Am vorläufigen Boden bildete sich ein Bullish Harami Cross bei TUI (TUI1, Daily, Nov. 2018 bis Feb. 2019).
Man sollte trotzdem beachten, dass es wesentlich stärkere Kerzenmuster gibt, die eine potenzielle Trendumkehr andeuten. Bei einem Engulfing-Pattern beginnt die zweite Handelsperiode mit einer Gap in Trendrichtung (Gegenteil zum Harami), aber im weiteren Handelsverlauf wird der gesamte vorherige Kerzenkörper eingeschlossen. Hier wird also deutlich mehr Stärke entgegen des Trends aufgebaut.
Bild 3: Im DAX bildete sich ein Bearish Harami aus. Im Kontrast sieht man die Stärke eines Bullish Engulfings einige Tage später (DAX, Daily, Jan. 2019 bis März 2019).
Man sollte generell immer beachten, dass die Kerzenformationen wie das Harami keine eindeutige Sicherheit dafür bieten, dass es tatsächlich zu einer gegenläufigen Bewegung kommt. Allerdings wird anhand der Kerzenkonstruktion deutlich, dass der bestehende Trend schwächelt.
Wenn man auf der Basis eines Haramis handeln möchte, sollte man unbedingt in Erwägung ziehen zusätzliche Bestätigungen für eine Trade-Idee mit zu integrieren. Dazu können charttechnische Unterstützungs- und Widerstandszonen, Indikatoren, das Volumen oder weitere Dinge verwendet werden.
Außerdem gilt es zu beachten, dass der Trend mit der Ausbildung eines Haramis noch nicht umgekehrt wurde. Dafür muss die vorliegende Trendstruktur – bestehend aus den Trendhochs und -tiefs – nachhaltig gebrochen und umgekehrt werden. So lange dies nicht geschehen ist, handelt man nur eine Korrektur gegen den Trend. Ein Trend hat gemäß der Dow-Theorie immer eine höhere Wahrscheinlichkeit sich fortzusetzen, als umzukehren.
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