Risiko-Management mit Optionen.

Risiko-Management mit Optionen – die Reparatur-Strategie

Der Autor stellt eine Strategie für fortgeschrittene Trader vor, mit der bereits in die Verlustzone geratene Aktienpositionen mithilfe von Optionen „repariert“ werden können. Mit dieser Strategie können Sie Ihre Verluste begrenzen, indem Sie Ihren durchschnittlichen Einstiegskurs verbessern – ohne dass Sie Ihr Risiko oder Ihren Kapitaleinsatz erhöhen müssen.

In diesem Artikel
Grundlagen
Eine Long-Position "reparieren"
Eine Short-Position "reparieren"
Volatile Basiswerte
Fazit Risiko-Management mit Optionen

Die Grundlagen der Reparatur-Strategie

In Fällen, in denen eine Position in die Verlustzone geraten ist, stellt sich die Frage nach der weiteren Vorgehensweise. Viele Strategien und Lehrbücher sehen an diesem Punkt die Verlustbegrenzung, meist durch einen im Vorfeld gesetzten Stopp-Loss, vor. Eine spekulativere Möglichkeit für solche Fälle ist das Reduzieren des durchschnittlichen Einstiegskurses durch Ausweitung der Position.

Damit einher geht jedoch nicht nur das Risiko einer Verlustausweitung, sondern auch ein zusätzlicher Kapital- beziehungsweise Margin-Bedarf. Mit der im Folgenden vorgestellten Strategie soll Letzteres vermieden werden. Die Lösung findet sich im Optionshandel. Durch den gleichzeitigen Kauf von Optionen am Geld und den Verkauf von aus dem Geld liegenden Optionen entsteht eine Position, die weder zusätzlichen Kapitalaufwand noch das Schreiben ungedeckter Optionen erfordert.

Grundlagen Optionen.

Reparatur einer Long-Position

Stellen Sie sich vor, Sie haben 500 Aktien der „Beispiel AG“ zum Kurs von 95 Euro gekauft. Nach einiger Zeit notieren die Aktien nur noch bei 85 Euro. Dennoch rechnen Sie weiterhin mit mittelfristig steigenden Kursen. Anstatt den durchschnittlichen Einstiegskurs zu senken, indem Sie weiteres Kapital aufwenden, um zusätzliche Aktien zu kaufen, können Sie wie folgt verfahren. Sie kaufen fünf Call-Kontrakte (entsprechend 500 Aktien) auf Beispiel AG mit einem Ausübungspreis (Strike) von 85 Euro (am Geld) und ungefähr 100 Tagen Restlaufzeit. Dabei haben die Calls zum Beispiel einen Kurs von fünf Euro. Gleichzeitig verkaufen Sie zehn Call-Kontrakte (entsprechend 1000 Aktien) auf Beispiel AG mit einem Strike-Preis von 90 Euro (aus dem Geld) und identischer Restlaufzeit zu einem Kurs von zum Beispiel 2,50 Euro. Im Ergebnis haben Sie außer Gebühren kein weiteres Kapital eingesetzt. Der Kauf der fünf Calls mit Strike 85 Euro wurde komplett durch den Verkauf der zehn Calls mit höherem Strike bei 90 Euro finanziert.

Nun fragen Sie sich vielleicht, ob Sie bei dieser Transaktion im Ergebnis nicht fünf ungedeckte 90er Call verkauft haben. Dies ist nicht der Fall. Während die eine Hälfte durch die fünf gekauften 85er Calls gedeckt ist, ist die andere Hälfte durch die weiterhin bestehende Aktienposition gedeckt, da die 500 Beispiel AG-Aktien fünf Kontrakten entsprechen. Nun sind verschiedene Szenarien denkbar (Tabelle 1). Sollte der Aktienkurs weiter fallen, stellt sich die Situation genauso dar, als wenn Sie an Ihrer ursprünglichen Position festgehalten hätten.

Dies ist der Fall, weil Ihre geschriebenen 90er Calls nicht ausgeübt und Ihre gekauften 85er Calls wertlos verfallen werden – im Ergebnis würde sich also nur die Entwicklung Ihrer Aktienposition auswirken. Sollte der Aktienkurs steigen, ist zwischen zwei Fällen zu unterscheiden. Bei einem Kursanstieg auf maximal 90 Euro, also nicht höher als der Strike der verkauften 90er Calls, führt die Strategie zu einer Reduzierung des durchschnittlichen Einstiegskurses auf 90 Euro, ähnlich wie bei einer Aufstockung der Aktienposition. Sie hätten durch die gekauften 85er Calls nämlich das Recht, 500 weitere Aktien zu 85 Euro zu kaufen, obwohl diese bereits bei 90 Euro notieren.

Bei Kursanstiegen über den Strike der geschriebenen Call-Optionen hinaus, also über 90 Euro, würde die Strategie zwar weiterhin zu dem zuvor beschriebenen Effekt der Verbilligung der Aktienposition führen, jedoch Gewinne oberhalb des Strikes der geschriebenen Call-Optionen verhindern. Die Strategie wirkt in solchen Fällen als Obergrenze. Falls Sie jedoch an der Aktienposition über das Laufzeitende der Optionen festhalten möchten, empfiehlt es sich, die Optionspositionen kurz vor Laufzeitende aufzulösen, damit Sie nicht Ihre Aktien an den Käufer Ihrer geschriebenen Call-Optionen herausgeben müssen.


Reparatur einer Long-Position

Covered Call writing (schreiben) auf US Aktien.

Die Tabelle zeigt die Entwicklung der „reparierten“ Aktienposition aus Beispiel 1 bei verschiedenen Aktienkursen jeweils am Laufzeitende der Optionen. Der Aufbau der Aktienposition erfolgte zu einem Kurs von 95 Euro.


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Reparatur einer Short-Position

Als Beispiel für eine Short-Position stellen Sie sich vor, Sie hätten die 500 Beispiel AG-Aktien zu einem Kurs von 95 Euro leerverkauft, da Sie hoffen, von fallenden Kursen profitieren zu können. Jedoch steigt der Kurs nach einiger Zeit auf 105 Euro. Sie halten aber an Ihrer Annahme fest und rechnen mit mittelfristig fallenden Kursen. Wie auch bei einer Long-Position bestünde die Möglichkeit, Ihren durchschnittlichen Einstiegskurs zu verbessern, indem Sie Ihre Position vergrößern. Durch das theoretisch unbegrenzte Verlustrisiko bei einer Short-Position wäre eine solche Vorgehensweise jedoch besonders riskant.

Eine sinnvolle Alternative könnte deshalb die Anwendung einer Reparatur-Strategie sein. Umgesetzt wird diese jedoch nicht wie im Long-Beispiel durch den gleichzeitigen Kauf und Verkauf von Call-Optionen. Stattdessen werden hier fünf Put-Kontrakte auf Beispiel AG mit einem Strike von 105 Euro (am Geld) und ungefähr 100 Tagen Restlaufzeit gekauft und zehn Put-Kontrakte mit einem Strike von 100 Euro (aus dem Geld) und identischer Restlaufzeit verkauft. Auch hier wird der Leerverkauf der aus dem Geld liegenden 100er Puts den Kauf der am Geld liegenden 105er Puts finanzieren – und auch hier ist die eine Hälfte Ihrer Leerposition durch die gekauften Optionen und die andere Hälfte durch die bereits bestehende Aktien-Short-Position abgedeckt.


Reparatur einer Short-Position

Optionen, Beispiel eines Collar Trade.

Die Tabelle zeigt die Entwicklung der „reparierten“ Short-Position aus Beispiel 2 bei verschiedenen Aktienkursen jeweils am Laufzeitende der Optionen. Der Aufbau der Short-Position erfolgte zu einem Kurs von 95 Euro.

Die verschiedenen Szenarien, die nach Eröffnung dieser Reparatur-Position denkbar sind, zeigt Tabelle 2. Zur Erläuterung: Sollte der Kurs der Beispiel AG-Aktien weiter steigen, stellt sich die Situation so dar, als wenn Sie lediglich an Ihrer ursprünglichen Position festgehalten hätten – Ihre geschriebenen Optionen würden nämlich nicht ausgeübt werden und Ihre gekauften Optionen wertlos verfallen. Bei fallenden Aktienkursen ist zwischen zwei Fällen zu unterscheiden. Bei einem Rückgang auf maximal 100 Euro, also nicht tiefer als der Strike der verkauften 100er Puts, führt die Strategie zu einer Erhöhung des durchschnittlichen Erlöses aus dem Leerverkauf, ähnlich wie bei einer Ausweitung der Aktien-Short-Position. Sie hätten durch die gekauften Put-Optionen nämlich das Recht, 500 weitere Aktien zu 105 Euro zu verkaufen, obwohl diese dann nur noch bei 100 Euro notieren.

Bei Kursrückgängen unter den Strike der geschriebenen Put-Optionen hinaus, also unter 100 Euro, würde die Strategie zwar weiterhin zu dem zuvor beschriebenen Effekt der Verbesserung der Aktien-Short-Position führen, jedoch Gewinne unterhalb des Strike-Preises der geschriebenen 100er Puts verhindern. Die Strategie wirkt also auch hier als Obergrenze. Falls Sie jedoch die Aktien-Short-Position über das Laufzeitende der Optionen hinaus aufrecht halten möchten, empfiehlt es sich, die Optionspositionen kurz vor Laufzeit ende aufzulösen, damit Sie nicht Aktien vom Käufer Ihrer geschriebenen Put-Optionen abnehmen müssen.


Besonderheit bei volatilen Basiswerten

Bei sehr volatilen Basiswerten kann es gelingen, durch die Strategie nicht nur den durchschnittlichen Einstiegskurs zu senken, sondern zusätzlich durch die geschriebenen Optionen einen Gewinn zu erzielen, der dann als Puffer für theoretische Kursverluste der Basiswertposition dienen kann. Sollte also vom Erlös der geshorteten Optionen nach Abzug der Anschaffungskosten der gekauften Optionen ein Überschuss verbleiben, ließen sich so Teile der Verluste der Aktienposition ausgleichen.


Strategie Snapshot

Strategiename Reparatur-Strategie
Anlageuniversum Alle Basiswerte, für die (liquide) Optionen verfügbar sind
Trade-Richtung Reparatur sowohl von Long- (mit Call-Optionen) als auch von Short-Positionen (mit Put-Optionen)
Setup Voraussetzung sind Fälle, in denen die ursprüngliche (Aktien-)Positionen in die Verlustzone geraten ist, der Trader aber an seiner Erwartung festhält und eine "Reparatur" der Position im Sinne einer Verbilligung wünscht
Positionsgröße Kontaktgröße beziehungsweise Bezugsverhältnis der Optionen sollte beachtet werden und auf die zu reparierende Position abgestimmt sein
Einstieg Siehe Setup
Ausstieg Laufzeitende der Optionen oder vorherige Positionsauflösung
Risikomanagement Es findet keine Risikoausweitung im Vergleich zur bereits bestehenden ursprünglichen Position statt

Fazit für das Risikomanagement mit Optionen

Die Anzahl der gekauften Optionen muss stets der Größe der bestehenden Aktienposition entsprechen. Wenn Sie also wie im Beispiel 500 Aktien besitzen und ein Kontrakt 100 Aktien entspricht, müssten Sie fünf Kontrakte kaufen.

Gleichzeitig müssten Sie nach Optionen mit einem Strike aus dem Geld suchen, deren Kurs mindestens halb so hoch ist wie der Kurs der gekauften Optionen. Von diesen Optionen verkaufen Sie dann eine doppelt so große Anzahl wie die Anzahl der am Geld liegenden Optionen, die Sie gekauft haben.

Dadurch können Sie dann, unter Berücksichtigung der Gebühren, die Anschaffungskosten der gekauften Optionen nahezu ausgleichen oder sogar einen kleinen Überschuss erzielen. Wie der Name „Reparatur-Strategie“ bereits nahelegt, dient diese der Verlustbegrenzung. Erreicht wird dies durch eine Vorverlegung des Break-Even mittels der Verbesserung des durchschnittlichen Einstiegskurses. Im Gegensatz zu einer reinen Positionsaufstockung wird dies jedoch ohne eine Ausweitung des Risikos und des Kapitalbedarfs erreicht. Erkauft wird dieser Vorteil jedoch durch einen Verzicht auf Gewinne.

Das beste Ergebnis, das der Trader mit dieser Strategie erreichen kann, ist in der Regel ein Ausgleich der angelaufenen Verluste. Er kann jedoch versuchen, die Optionspositionen vor einer Ausübung glattzustellen, und an der ursprünglichen Aktien- (Short-)Position weiter festhalten.


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