Das Schreiben von Optionen, ein sogenanntes Stillhaltergeschäft, erscheint vielen Tradern als zu riskant. Dabei gibt es – wie auch in anderen Bereichen des Tradings – Strategien, die eine zuverlässige Risikobegrenzung ermöglichen. Dr. Peter Putz hat Strategien zum Schreiben von Put-Optionen vorgestellt. In dieser Artikelreihe soll nun gezeigt werden, wie mit dem Schreiben von Call-Optionen Chancen genutzt werden können, ohne dass unverhältnismäßige Risiken eingegangen werden müssen.
In diesem Artikel |
Grundlage Stillhaltergeschäft |
Covered Call Writing |
Collar Strategie |
Bull Call Spread (Debit Call Spread) |
Risiko: Vorzeitige Ausübung |
Optionen vorzeitig zurückkaufen |
Technische Analyse nutzen |
Zunächst betrachten wir, welche Pflicht und welches Risiko durch das Schreiben einer Call-Option überhaupt übernommen wird. Der Inhaber einer Call-Option hat das Recht, den Basiswert innerhalb der Laufzeit zu einem festgelegten Preis (Strike-, Basis- oder Bezugspreis) zu erhalten. Übt er dieses Recht aus, muss der Stillhalter, der die Option geschrieben hat, zu diesen Konditionen liefern.
Der Stillhalter trägt also das Risiko, den Basiswert zu einem Preis ausliefern zu müssen, der schlechter ist als der Marktwert. Soweit der Stillhalter im Besitz des Basiswertes ist, ist dies grundsätzlich das einzige Risiko, das er mit dem Schreiben der Optionen übernimmt. Man spricht in einem solchen Fall von Covered Call Writing. Die geschriebenen Optionen sind dabei also durch den Basiswertbestand gedeckt (covered).
Soweit der Stillhalter die Optionen jedoch „nackt“, also ohne den Basiswert zu besitzen, geschrieben hat, trägt er zusätzlich das Risiko, den Basiswert noch zum aktuellen Marktpreis anschaffen zu müssen, um ihn dann zum vereinbarten (schlechteren) Preis auszuliefern.
Während Covered Call Writing hauptsächlich interessant für Trader ist, die ohnehin den Basiswert im Bestand haben und durch das (fortlaufende) Schreiben von Call-Optionen Zusatzeinnahmen generieren möchten, sollen hier auch Formen des Schreibens von Call-Optionen vorgestellt werden, bei denen die Deckung nicht durch den Basiswert selbst erfolgt, sondern ebenfalls aus Call-Optionen besteht.
Wie bereits angesprochen, setzt Covered Call Writing voraus, dass Sie den Basiswert (in ausreichender Menge) im Bestand haben oder zumindest unmittelbar zeitgleich mit dem Schreiben der Optionen anschaffen.
Beim Handel von Aktienoptionen berechtigt ein Kontrakt in der Regel zum Bezug von 100 Aktien. Das Schreiben von (vollständig) gedeckten Call-Kontrakten auf Ihren Aktienbestand setzt also in den meisten Fällen voraus, dass Sie von der jeweiligen Gattung mindestens 100 Stück besitzen.
Wenn Sie zum Beispiel am 17.10. 100 IBM-Aktien besitzen und in den nächsten vier Wochen nicht mit einem deutlichen Kursanstieg rechnen, könnten Sie einen Call-Kontrakt auf IBM mit Basispreis 190 Dollar (Abstand zum Aktienkurs: 4,37 Prozent) und Laufzeit bis zum 14.11. schreiben (Bild 1). Dadurch würden Sie eine Prämie in Höhe von 131 Dollar einnehmen. Annualisiert entspricht dies einer Rendite von 9,35 Prozent auf den Wert Ihres Aktienbestands.
Worin besteht nun das Risiko? Das Risiko, dass sich der Wert Ihres Aktienbestandes deutlich reduziert, tragen Sie ohnehin – auch dann, wenn Sie keine Optionen verkaufen würden. Theoretisch könnte Ihre Einschätzung jedoch zu pessimistisch gewesen sein und es kommt während der Laufzeit der Optionen zu einem starken Kursanstieg der IBM-Aktie. Dann müssten Sie Ihre Aktien dennoch zum Preis von 190 Dollar herausgeben. Das Call Writing führt also zu einer Begrenzung des maximalen Gewinns (Cap). Die Prämie des Optionsverkaufs verbleibt jedoch selbstverständlich bei Ihnen. Das bedeutet, dass Sie erst bei Kursen über 191,31 Dollar, entsprechend Strike-Preis 190 Dollar + 1,31 Dollar (131 Dollar Prämie / 100 Aktien), ohne das Schreiben der Optionen mehr verdient hätten.
Nur, wenn der Aktienkurs innerhalb der vierwöchigen Laufzeit um mehr als fünf Prozent zulegen würde, würden Sie ohne das Stillhaltergeschäft mehr verdienen. Solche Situationen können jedoch häufig vermieden werden, wenn man Laufzeiten während wichtiger Bekanntmachungen meidet, wie zum Beispiel Quartalsergebnisse.
Wenn man dennoch Optionen mit dieser Laufzeit schreiben möchte, empfiehlt es sich, einen Basispreis zu wählen, der weiter aus dem Geld liegt. Aufgrund der höheren Volatilität vor solchen Bekanntmachungen können oft auch bei höheren Basispreisen dennoch attraktive Prämien erzielt werden.
Durch das kontinuierliche Schreiben von Call-Optionen auf Ihren Basiswertbestand haben Sie nicht nur die Möglichkeit, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, sondern bauen über die Zeit auch einen nicht unerheblichen Kapitalpuffer auf, der Verluste der Basiswertposition abfedern kann.
Covered Call Writing kann also durchaus auch als Hedging-Strategie dienen. So führten im Fall von IBM die am 20.10. bekannt gegebenen Quartalsergebnisse zu einem deutlichen Kursrutsch. Die geschriebenen Call-Optionen werden also sehr wahrscheinlich wertlos verfallen und die eingenommene Prämie kompensiert teilweise den Verlust, der mit der Aktienposition erlitten wurde (siehe Bild 1).
Bild 1 zeigt den Verkauf der Call-Optionen (siehe Markierung an der blauen Linie) und die dadurch entstehende Gewinnbegrenzung (Cap) am Niveau des Basispreises der Optionen (rote Linie).
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Als eine Variante des Covered Call Writings kann man den Collar betrachten. Er entsteht, wenn der Erlös aus den geschriebenen Call-Optionen nicht lediglich vereinnahmt, sondern unmittelbar für den Kauf von Put-Optionen, die den Basiswertbestand absichern sollen, verwendet wird.
Bei einem Kurs der IBM-Aktie von 164,35 Dollar kostete am 30.10. ein Put-Kontrakt mit Basispreis 155 Dollar und Laufzeit bis 17.01. 219 Dollar (2,19 Dollar x 100). Durch einen Bull Call Spread ist es möglich, den Erwerb von Call-Optionen zu verbilligen. Ähnlich wie beim Covered Call Writing entsteht jedoch auch eine Begrenzung des potenziellen Gewinns.
Von Kursanstiegen über den Basispreis der geschriebenen Optionen hinaus profitieren Sie nämlich mit einem Bull Call Spread nicht mehr. Die Konstruktion eignet sich also besonders gut, wenn Sie für den jeweiligen Basiswert auf Perspektive der Laufzeit eine bedingt bullische Meinung haben und nur mit einem mäßigen Kursanstieg rechnen. In solchen Fällen können Sie mit einem Bull Call Spread eine deutlich höhere Rendite erzielen als mit dem reinen Kauf von Call-Optionen (siehe Tabelle 1). Außerdem riskieren Sie weniger Kapital.
Bild 2 zeigt den Kurs, ab dem durch die geschriebenen Call-Optionen nicht weiter an Gewinnen partizipiert werden kann (blaue Linie). Der Trade ist durch die Put-Option ab 155,08 Dollar abgesichert (hier nicht eingezeichnet, da dieser Kurs unterhalb des sichtbaren Chartbereichs liegt).
Diese Kosten konnten durch den Verkauf eines Call-Kontrakts mit Basispreis bei 170 Dollar und gleicher Laufzeit zu 227 Dollar (2,27 Dollar x 100) mehr als kompensiert werden. Durch die so erworbene Put-Option und den kleinen Überschuss, der nach Verkauf des Calls und Kauf des Puts verbleibt, ist der Bestand an IBM-Aktien nun bis zum 17.01. vor Kursrückgängen unter 155,08 Dollar abgesichert. Das maximale Verlustrisiko der Position beträgt also nur noch 5,64 Prozent.
Der einzige Preis, den der Trader dafür zahlen musste, ist die Begrenzung des maximalen Gewinns. Durch die zur Finanzierung des Puts geschriebene Call-Option entsteht nämlich ein Cap auf dem Niveau des Basispreises. Deshalb verdient der Trader bei Kursen der IBM-Aktie über 170 Dollar nicht mehr mit (Bild 2).
Bei einem Bull Call Spread, auch Debit Call Spread genannt, entsteht eine ähnliche Position wie beim Covered Call Writing. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die verkauften (geschriebenen) Calls nicht durch eine Position im Basiswert abgedeckt sind, sondern durch eine Long-Position in Calls mit einem niedrigeren Basispreis als der, den die geschriebenen Call-Optionen haben.
Bei vielen Brokern kann der gleichzeitige Kauf und Verkauf von Call-Optionen mit verschiedenen Basispreisen als eine Order eingestellt werden – mit der Garantie, dass beide Orderhälften (Legs) gleichzeitig ausgeführt werden.
Die Tabelle zeigt den Vergleich zwischen einer Position aus einer reinen Call-Option auf IBM mit Basispreis 162,50 Dollar mit ungefähr dreimonatiger Restlaufzeit und einem Bull Call Spread aus dieser Call-Option und einer Call-Option mit gleicher Restlaufzeit und höherem Basispreis (172,50 Dollar).
Ein Bull Call Spread, bei dem sowohl der Basispreis der gekauften als auch der Basispreis der geschriebenen Call-Optionen tief im Geld liegen, kann Ihnen die Möglichkeit eröffnen, auch bei seitwärts laufenden oder leicht bis mäßig fallenden Kursen des Basiswertes zu profitieren.
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen am 28.10.2014 einen Call-Kontrakt auf IBM mit Basispreis 120 Dollar und Laufzeit bis Januar 2016 zu einem Preis von 43,13 Dollar. Gleichzeitig verkaufen Sie einen Call-Kontrakt mit gleicher Laufzeit und einem Basispreis in Höhe von 130 Dollar zu einem Preis von 34,90 Dollar. Der Preis, den Sie für diesen Spread zahlen müssten, beträgt also 8,23 Dollar. Ihr maximaler Gewinn besteht in der Differenz zwischen den beiden Basispreisen (zehn Dollar) abzüglich Ihres Einsatzes (8,23 Dollar), hier also 1,77 Dollar. Beim Einsatz von 823 Dollar (8,23 Dollar x 100) könnten Sie also maximal 177 Dollar (1,77 Dollar x 100) gewinnen, wenn die IBM-Aktie am Laufzeitende der Optionen über 130 Dollar notiert. Dies entspricht einer maximalen Rendite in Höhe von 21,50 Prozent auf den Kapitaleinsatz. Verglichen mit einem aktuellen Aktienkurs von 163,60 Dollar dürfte die IBM-Aktie am Laufzeitende also höchstens 20 Prozent tiefer notieren, damit Sie mit dem Spread Ihren maximalen Gewinn erzielen können.
Verluste entstehen erst bei Aktienkursen unter 128,77 Dollar am Laufzeitende. Solche Konditionen lassen sich jedoch meistens, wie hier im Beispiel, nur mit Optionen mit relativ langer Restlaufzeit erreichen. Da bei einem Deep Bull Spread also die Restlaufzeit meistens lang ist und die geschriebenen Optionen bereits zu Beginn im Geld liegen, sollten Sie sich besonders bei dieser Konstruktion mit dem Risiko einer vorzeitigen Ausübung vertraut machen (siehe unten).
Häufig versuchen Trader, eine Ausübung ihrer Optionen dadurch zu vermeiden, dass sie Optionspositionen, die im Geld oder nah am Geld sind, spätestens kurz vor dem Laufzeitende schließen. In bestimmten Fällen kann es jedoch auch zu einer Ausübung vor dem Laufzeitende kommen. So führen (unerwartet hohe) Dividendenausschüttungen manchmal dazu, dass Inhaber von Call-Optionen sich die Aktien vor dem Laufzeitende liefern lassen möchten, um dann die Dividende erhalten zu können.
Eine solche vorzeitige Ausübung kann zum Beispiel bei einem Call Spread dazu führen, dass eine Aktien-Short-Position entsteht. Neben dem Umstand, dass durch die vorzeitige Ausübung die Spread-Konstruktion „zerstört“ wird, müssen Sie für die geshorteten Aktien Dividende zahlen. Situationen, in denen es zu einer vorzeitigen Ausübung kommt, sind jedoch relativ selten.
Wenn Sie dieses Risiko aber dennoch weitgehend ausschließen möchten, sollten Sie nur Call-Optionen auf Aktiengesellschaften schreiben, die auf absehbare Zeit keine Dividende zahlen werden. Beim Covered Call Writing und beim Collar ist das „Ausgeübtwerden“ aber grundsätzlich unproblematisch, da der Basiswertbestand als Long-Position vorhanden ist und lediglich ausgeliefert wird.
Bei allen hier vorgestellten Konstruktionen kann es sich empfehlen, die geschriebenen Call-Optionen bereits vor dem Laufzeitende zurückzukaufen und nicht darauf zu warten, dass sie wertlos verfallen. Wenn Sie Ihre geschriebenen Optionen beispielsweise bereits zurückkaufen, wenn diese nur noch 20 Prozent dessen wert sind, was sie eingenommen haben, vermeiden Sie das Risiko, dass es während der Restlaufzeit noch zu nachteiligen Kursentwicklungen kommt. Außerdem beseitigen Sie mit dieser Vorgehensweise beim Covered Call Writing und beim Bull Call Spread den Cap. Die weiterhin bestehende Long-Position ermöglicht Ihnen dann also, unbegrenzt an potenziellen Gewinnen zu partizipieren.
Auch beim Trading mit Optionen können Sie sich zum Auffinden eines geeigneten Setups der Technischen Analyse bedienen. Wenn Sie zum Beispiel im Chart einen Widerstand ausmachen, könnte es sich anbieten, zu einem Strike-Preis kurz darüber Call-Optionen zu verkaufen. Bestimmte Ereignisse wie bevorstehende Ergebnisveröffentlichungen können Anlass dazu sein, mithilfe von Covered Call Writing oder eines Collars einen Aktienbestand abzusichern.
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